„Kontrollierter Konsum“ bzw. „Trinkmengenreduzierung“
Grundsätzliches
Die Idee des kontrollierten Konsums und der Trinkmengenreduzierung ist in der Behandlung Suchtkranker und alkoholabhängiger oder –gefährdeter Menschen nicht neu. Bereits Ende der 60er Jahre wurde
in den USA der Begriff des „kontrollierten Trinkens“ geprägt und seit dieser Zeit in vielfacher Hinsicht diskutiert und problematisiert.
Die in jüngerer Zeit wieder entbrannte fachliche Debatte entspinnt sich, ähnlich wie zuvor in den 60er und 70er Jahren, besonders um die Frage, für wen der Behandlungsansatz der Trinkmengen- oder
Konsumreduzierung überhaupt in Frage kommt, insbesondere orientiert am Paradigma der Abstinenz bei Suchtkranken bzw. Alkoholabhängigen.
Die Vorgehensweise des Suchthilfezentrums Gießen orientiert sich an der aktuellen Sucht- und Therapieforschung bzw. –entwicklung, insbesondere der Kurzzeittherapie[1] und verknüpft die
vorhandenen Programme zur Behandlung des problematischen Alkoholkonsums[2] mit den praktischen Erfahrungen in der Beratung und Behandlung Suchtkranker in unserer Einrichtung unter Einbeziehung
unterschiedlicher Ansätze des Selbstmanagementkonzeptes. [1] Vgl. Berg, deShazer, Watzlawick u.a. [2] Vgl. „kontrolliertes Trinken“, „PEGPAK“, „Punktabstinenz“.
Ziele
Das Erreichen von Kontrolle über seinen persönlichen Alkoholkonsum bedeutet nach unserer Auffassung, orientiert an den individuellen Möglichkeiten und Ressourcen, die Fähigkeit zu vermitteln, den
Alkholkonsum zu jedem Trinkanlass gezielt zu kontrollieren.
Das bedeutet, dass Menschen, die ihren Alkoholkonsum als problematisch einschätzen und daran etwas verändern wollen, von uns dabei professionell unterstützt werden. Der Teilnehmer an unserem
Programm kann sich jederzeit zwischen Abstinenz oder kontrolliertem Alkoholkonsum frei entscheiden und seine Entscheidung auch wieder revidieren.
Durch den gesundheitsverträglicheren Umgang mit Alkohol erhöhen die Teilnehmer des Programms ihre Lebensqualität, werden leistungsfähiger und selbstbewusster. Methode Das Konzept „Trinkkontrolle“
des SHZ Gießen gliedert sich in 8 Einzelstunden à 60 Minuten.
Dabei ist die Orientierung an den individuellen Ressourcen und Fähigkeiten, sowie die Stärkung der Veränderungsbereitschaft des Klienten der Ausgangspunkt und Fokus der Behandlung. Ein immer
wiederkehrender Schritt im Konzept der Trinkkontrolle des SHZ Gießen ist es, die Veränderungen in jeder Sitzung aufs Neue zu benennen, klar sichtbar zu machen und im Verlauf der Behandlung als
positive Ressource zu nutzen.
Für welchen Personenkreis das Konzept der Trinkkontrolle geeignet oder ungeeignet ist, wird auch in Fachkreisen noch immer kontrovers diskutiert. Klar ist, dass diese Methode nicht für alle
Hilfesuchenden gleichermaßen geeignet ist. So raten wir all denjenigen, die bereits seit längerer Zeit erfolgreich abstinent leben, vom Versuch, kontrolliert trinken zu wollen ab; ebenso
denjenigen, die aus gesundheitlichen Gründen und aus ärztlicher Sicht gänzlich auf Alkoholkonsum verzichten sollten und dies bereits tun.
Wem jedoch das Ziel der Abstinenz momentan unrealistisch hoch gesteckt erscheint oder dies aus einem anderen Grunde nicht erwünscht ist, für den kann kontrolliertes Trinken die zweitbeste
Alternative zu unkontrolliertem Zuviel-Trinken sein!